Sonderquerschnitte

Klimawandel, demografische Entwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel sind Themen, mit denen sich auch die Wasser- und Abwasserwirtschaft beschäftigen muss. So werden im Jahr 2030 etwa 5,3 Mio. Einwohner weniger in Deutschland leben, was zu einem generell geringeren Abwasseraufkommen führen wird. 

Der ökologische Sinneswandel mit der effizienteren Wassernutzung durch private Haushalte verstärkt dieses. Darüber hinaus beeinflusst der Klimawandel die Wasser- und Abwasserwirtschaft erheblich: Regenreiche Winter, trockenere Sommer bei zunehmenden Extremwetterlagen verändern saisonal und regional das Wasseraufkommen bzw. die Abwassermenge. Entsprechend diesen Entwicklungen hat die Anpassung vorhandener Kanalnetze und ihrer Bauteile eine herausragende Bedeutung, die sowohl im Sanierungsfall als auch beim Neubau von Kanalleitungen berücksichtigt werden muss. 

Bei der Ableitung von Abwässern spielt die Selbstreinigungsfunktion des Kanals eine große Rolle, damit auch bei stark variierenden Abwassermengen die Ablagerungen von festen Abwasserinhaltsstoffen minimiert werden. Hier wirkt eine ausreichend große Strömungskraft – die so genannte Schleppkraft –, die eine Ablagerung von absetzbaren Feststoffen im Kanal verhindert. Durch den Einsatz von Rohrleitungen aus Beton wird dieser Effekt bereits durch die Bildung der so genannten Sielhaut unterstützt. Dieser Biofilm, der sich aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Beton bildet, schützt und glättet die Betonoberfläche, wodurch die Fließgeschwindigkeit erhöht wird.

Neben den weiteren Einflussfaktoren Kanalgefälle und Abwassermenge wird die maßgebliche Schleppkraft jedoch im Wesentlichen durch die Querschnittsausbildung der Rohre bestimmt. Daher wurden Eiprofilrohre entwickelt, die bereits seit Jahrzehnten Anwendung finden. Die Weiterentwicklung zur Trockenwetterrinne und zum Drachenprofil war eine logische Konsequenz, da damit entsprechende Sonderquerschnitte zur Verfügung stehen, die sich auch weitgehend in alle Standard-Außendurchmesser von Beton-, Stahlbeton- und Vortriebsrohren integrieren lassen. Durch die variable Fertigung mit Außen- und Innenschalung können zu jeder Standard-Nennweite neben kreisrunden Innenschalungen nach Bedarf auch Trockenwetterrinnen- oder Drachenprofilkerne zur monolithischen Herstellung eingesetzt werden. 

Gerade bei Mischwasserkanälen, die in der Regel mit kreisrundem Innenquerschnitt errichtet werden oder auch bei klassischen Stauraumkanälen mit ihrem nötigen großen Fassungsvermögen, kommt die besondere Leistungsfähigkeit dieser Spezialgerinne zu vollem Einsatz. Denn bei Großregenereignissen können diese Rohrquerschnitte einerseits das hohe Volumen aufnehmen und andererseits, bei der späteren Entleerung des Kanals, die vorher abgelagerten Feststoffe durch die erhöhte Fließgeschwindigkeit auch bei geringer werdendem Abflussvolumen abtransportieren.

Darüber hinaus sind Rohre mit Sonderquerschnitten sehr wartungsfreundlich und damit besonders wirtschaftlich, da sich die Anzahl der nicht immer ungefährlichen sowie kostenintensiven Kanalreinigungsarbeiten durch diesen Selbstreinigungseffekt erheblich reduziert. Ein weiterer Nebeneffekt der erhöhten Fließgeschwindigkeit ist die verminderte Geruchsbildung durch die Reduzierung der Feststoffablagerungen. 
Darüber hinaus sind auch Vortriebsrohre mit Sonderquerschnitt lieferbar. Damit das gesamte Kanalnetz mit dem nötigen Spezialgerinne ausgestattet werden kann, sind auch alle übrigen Bestandteile der Abwasserleitung mit Sonderquerschnitt erhältlich. So können auch Kontrollschächte, form- und Gelenkstücke mit Spezialgerinne gefertigt werden - selbstverständlich inklusive aller standardisierten Fügungsanschlüsse.

Neben den zuvor beschriebenen variablen Fertigungsmöglichkeiten bezüglich der Nennweiten sowie des Innen- und Außenquerschnitts, steht die gesamte Palette moderner Betonqualitäten natürlich auch für alle Rohrtypen mit Sonderquerschnitt zur Verfügung.

In Abhängigkeit vom jeweiligen Anwendungsfall können verschiedene Betonqualitäten realisiert werden:

Die Basis-Betonqualität beginnt beim klassischen, hochwertigen Rohrbeton C 40/50, gefolgt vom Hochleistungsbeton (HLB) mit besonderen Eigenschaften bezüglich W/Z-Wert, geringer Wassereindringtiefe etc. bis hin zum Beton mit erhöhtem Säurewiderstand (SWB®), der sich bereits bei großen Sonderbauvorhaben mit besonders aggressiven Medien (z.B. Kerosin auf Flughäfen) hervorragend bewährt hat.

Darüber hinaus können -bezogen auf die individuellen Anforderungen- in Abstimmung mit dem verantwortlichen Planungsbüro spezifische Betonrezepturen entwickelt werden.
Mit der Auswahl der geeigneten Betonqualität wird gleichzeitig das Herstellungsverfahren (sofortentschalt oder formerhärtet) und damit die Beschaffenheit der Betonoberfläche festgelegt. 
Dort, wo der Grundschutz von qualitativ hochwertigen Betonen nicht ausreicht, kommen Hochleistungsbetone bzw. Betone  mit erhöhtem Säurewiderstand (SWB®) zum Einsatz. Diese Bauteile werden in der Form erhärtet gefertigt, sind dadurch porenarm und besitzen eine glatte, dichte Betonqualität.

Die Anforderungen der meisten Anwendungsfälle decken somit bereits moderne, hochentwickelte Betonrezepturen mit ihren hervorragenden Eigenschaften vollumfänglich ab. Diese hohen Betonqualitäten stehen in keinem Vergleich zu früheren Betonen und bieten mit ihrem erhöhten Zusatznutzen die sichere Erfüllung von besonders hohen Anforderungen.
In Abhängigkeit der steigenden Anforderungen erfolgt die Wahl der Betonqualität wie folgt: 

  1. Hochwertige Betonqualitäten C 40/50 bis C 50/60
  2. Hochleistungsbeton (HLB) C 60/75 bis C 70/85
  3. Beton mit erhöhtem Säurewiderstand (SWB®) in Ausführung XA3 ohne Zusatzmaßnahmen

Bei extrem aggressiven Medien könnennach Abstimmung mit unseren technischen Beratern weitere Sonderlösungen angeboten werden, wie z.B.

  1. Definierte Epoxidharz-Beschichtugen/Epoxidharzliner
  2. PE-HD (HDPE)-Inliner oder alternativ GFK-Inliner
  3. CR-System: Rohrenden werden zusätzlich aus Epoxidharzbeton gefertigt – für eine erhöhte Chemikalienresistenz